Ausdauer

Was ist für das Ausdauertraining im Kindes- und Jugendalter zu beachten?

"Da das Herz-Kreislauf-System von Kindern und Jugendlichen auf Trainingsreize nicht anders reagiert als das von Erwachsenen, ist bei der Durchführung von Ausdauertraining mit keiner Schädigung, sondern vielmehr mit positiven Adaptationen zu rechnen" (Weineck, 2010, S.346). Von Weineck (2010) werden verschiedene Quellen angeführt, die zeigen, dass sich Ausdauertraining in diesem Alter aufgrund des relativ niedrigen Ausgangsniveaus der Kinder ebenso auf andere Leistungsfaktoren auswirkt. Dazu zählen Formen der Schnelligkeit und Kraft (z. B. Schnelligkeitsausdauer, Schnellkraft, Kraftausdauer, etc.). Dies zeigt, welche Rolle und Funktion die Entwicklung der Grundlagenausdauer im Kinder –und Jugendtraining einnehmen kann.

Aerobe Kapazität
Dass der kindliche Organismus prädestiniert für die Ausbildung der Grundlagenausdauer ist, zeigt sich darin, dass Kinder bei aeroben Ausdauerbelastungen besser Fettsäuren verstoffwechseln können als Erwachsene (Weineck, 2010). Es spricht also nichts dagegen, mit Kindern auch längere Ausdauerbelastungen durchzuführen. Mit Blick auf eine adäquate Belastungsintensität (für längere Einheiten sehr extensiv) können im Kindesalter schließlich Ausdauerfähigkeiten entwickelt werden, die das Niveau der Trainingsqualität im weiteren Trainingsverlauf des LLA maßgebend mitbestimmen. Gleichzeitig werden diese vorbereitenden Charakter haben, wenn es darum geht, die jungen Sportler im weiteren Verlauf des LLA mit Belastungssteigerungen zu konfrontieren, die notwendig sind, um zu gegebenen Zeitpunkten entsprechende Leistungssteigerungen zu erzielen. Bestes Bespiel dafür sind Entwicklungsverläufe von Sportlern (Bjoergen, Klaebo, etc.), die bereits sehr früh in ihrer Kindheit mit „unbewussten“ Ausdauereinheiten, wie z. B. Wochenendwanderungen/-touren oder Trekkingurlaube mit den Eltern, konfrontiert waren. Jegliche Form der Bewegung kann hier also nur förderlich für den weiteren Entwicklungsverlauf des Sportlers sein.

Anaerobe Kapazität
Ganz entgegen der Voraussetzungen des Kindes für aerobe Belastungen ist die Fähigkeit mit Belastungen umzugehen, die eine hohe Anhäufung von Laktat mit sich bringen (Weineck, 2010). Zum einen ist die Laktateliminierung beim Kind im Vergleich zum Erwachsenen verringert (vgl. Bormann, Pahlke & Peters, 1981, zitiert nach Weineck, 2010); zum Anderen ist die Stresshormonausschüttung (Adrenalinspiegel) bei anaeroben Belastungen und dementsprechend hohen Laktatspiegeln im Vergleich zu älteren deutlich erhöht und nicht zu unterschätzen (vgl. Lehmann et al., 1980, zitiert nach Weineck, 2010). Folgende Ausführungen von Weineck (2010, S. 351) machen die Konsequenzen deutlich:

  • „Dieser für das Kind ungünstige, hohe Anstieg an Stress- bzw. Leistungshormonen muss aus zwei Gründen als unphysiologisch und nicht altersadäquat eingeschätzt werden. Zum Ersten scheint es nicht sinnvoll, Kinder und Jugendliche bereits in diesem Alter an die Grenzen ihrer psychophysischen Belastbarkeit heranzuführen und später nötige Leistungsreserven vorzeitig zu mobilisieren: (…). Zum Zweiten sollten nicht natürliche Schutzmechanismen zugunsten einer verfrühten und unzweckmäßigen Leistungssteigerung ignoriert werden: Die normalerweise geringe glykolytische Kapazität und die niedrigeren Katecholaminspiegel sollen den kindlichen Organismus vor einer zu starken Übersäuerung und katabolen Stoffwechsellage (Glykogenabbau) bewahren und so die begrenzten Kohlenhydratdepots für die glukoseabhängigen Organe (z.B. das Gehirn) schonen.“

Konsequenzen für die Trainingspraxis:
Da Kinder in sportlichen Situationen das Bestreben haben, sich mit anderen zu messen, fällt es oft schwer diese im Training zu bremsen. Dies jedoch ist oft notwendig, da Kinder häufig gar nicht den aktuellen Anstrengungsgrad wahrnehmen; diesen ganz und gar oft geringer empfinden als Erwachsene (Weineck, 2010). Um dies für das Ausdauertraining im GLT kontrollierbar zu machen, eignet sich hervorragend die Herzfrequenz zur Trainingssteuerung. Dabei sollte immer beachtet werden, dass (1) die Herzfrequenz des Kindes während Ausdauerbelastungen steiler ansteigt als die von Erwachsenen und (2) bei unterschiedlich hohen Belastungen die Herzfrequenz in ihrer Höhe oft wenig variiert (Weineck, 2010).

Eine anfänglich fehlende ausreichende Differenzierungsfähigkeit zwischen unterschiedlich hohen Intensitäten wird sich mit zunehmendem Trainingsalter entwickeln, da die dazu notwendigen Belastungserfahrungen des Kindes zunehmen. Gleichzeitig passt sich das Verhalten der Herzfrequenz an. Gemeint ist damit, dass sich die Herzarbeit im Laufe des Alters effektiviert und ökonomisiert (Weineck, 2010). Begründet ist dies, neben den Effekten des Ausdauertrainings (Zunahme der Länge und Dicke der Herzmuskelfaser, bei gleichbleibende Anzahl der Muskelfasern), in einem im Laufe des Alters stattfindenden Wachstum des Herzinnenraum und einer damit einhergehenden Erhöhung des Schlagvolumens und Abnahme der Ruheherzfrequenz (Weineck, 2010). In diesem Prozess empfiehlt es sich daher, das Training kontrollier- und steuerbarer zu machen, indem ausgewählte Einheiten mitgelaufen werden, um hier Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Belastungsintensität zu haben.

Unabhängig dieser Möglichkeiten der Steuerung des Trainings bleibt für das Ausdauertraining mit Kindern zusammenfassend festzuhalten, dass die (1) geringere anaerobe Kapazität und in diesem Fall schlechtere Erholungsfähigkeit - welche in den hormonellen Gegebenheiten des Kindes (niedriger Testosteronspiegel) begründet zu sein scheint - und (2) der starke Stresshormonanstieg bei Kindern ganz klar gegen eine Durchführung hochintensiver Belastungen im Training sprechen (Weineck, 2010). Eine daraus resultierende psychophysische Überforderung des Kindes zieht die Konsequenz und Notwendigkeit nach sich, die Methoden und Inhalte im Training entsprechend der Altersbedingten leistungsphysiologischen Gegebenheiten anzupassen (Weineck, 2010). In der Literatur werden „aerobe Belastungen geringer und mittlerer Intensität“, als auch „intensive Kurzzeitbelastungen alaktazider Natur“ (3-5 s Dauer⇒20-30m Sprint) empfohlen (Weineck, 2010, S. 352).

Vor dem Hintergrund der Aufgabenstellung des GLT macht es daher absolut Sinn,

  • „die anaerobe Komponente der Ausdauerleistungsfähigkeit von der aeroben Seite her zu verbessern“ (Weineck, 2010, S. 357).

Dies bedeutet gleichzeitig, dass das Ausbilden spezieller Ausdauerfähigkeiten, wie es bspw. mit ausgewählten Intervalltraningsprogrammen geschieht, wenig sinnvoll erscheint. Der Fokus sollte ganz klar auf der Entwicklung der Grundlagenausdauer liegen (Weineck, 2010). Diese Forderung macht nicht nur aufgrund der oben genannten leistungsphysiologischen Besonderheiten in diesem Alter Sinn, sondern auch vor dem Hintergrund perspektivisch zu entwickelnder Leistungsschwerpunkte, die eine gewisse Belastungsverträglichkeit voraussetzen. Daher sind folgende Leitsätze von Weineck (2010, S. 367) zu beachten:

  • "Für eine aerobe Ausdauerschulung gibt es höchstens einen zu späten, aber keinen zu frühen Beginn.“
  • „Die aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit ist bei den Mädchen im 12./13., bei den Jungen im 13./14. Lebensjahr am besten trainierbar.“
  • "Das Ausdauertraining sollte vor allem umfangs- und nicht intensitätsbetont sein.“

Diese Punkte sollten die Grundlage für die anzuwendenden Trainingsmethoden im Kindertraining darstellen. Ebenso deutlich lassen sich hier auf Grundlage der Literatur folgende Orientierungen nennen:

  • „Das Training des „Stehvermögens“ hat im Kindes- und Jugendalter ebenso wenig verloren wie Tempo- oder Tempowechselläufe über 600-1000 m, weil sie nicht den psychophysischen Voraussetzungen dieser Altersstufe entsprechen. Als Trainingsmethode bieten sich die Dauermethode und die intensive Kurzzeitintervallmethode an.“ (Weineck, 2010, S. 352)
  • „Wie ungeeignet aus diesem Grunde z.B. Läufe über 800 m oder vergleichbare Strecken für Kinder dieses Alters sind, geht aus Untersuchungen von Klimt et al. (1973, 57f.) hervor, die zeigen, dass bei acht- bis neunjährigen Kindern nach einem 800-m-Lauf nach 30 Minuten die Laktatwerte immer noch erhöht waren und erst nach einer Stunde (!) wieder auf das Ausgangsniveau gelangten.“ (Weineck, 2010, S. 356)
  • „Ein wettkampfmäßiger bzw. zur Leistungsermittlung herangezogener 800-m-Lauf stellt bei Kindern eine stärkere Belastung dar als ein 3000-m-Lauf mit Endspurt.“ (Wasmund & Nowacki, 1987, 68, zitiert nach Weineck, 2010, S. 356).

 

 

Ist es sinnvoll, gezielt die Ausdauer mit Kindern zu trainieren?

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Wie wird das Ausdauertraining gesteuert und welche Konsequenzen ergeben sich für die Trainingsprotokollation?

Da das GLT nicht als reduziertes Erwachsenentraining, sondern vielmehr als motorisches oder gar prinzipielles Lerntraining zu betrachten ist, sollten die jungen Sportler entsprechend auch lernen, ihre Trainingsbelastung richtig zu steuern. Kinder sollten zu Beginn zunächst zwischen „schnell“ und „locker“ differenzieren können. Eine andere Unterteilung macht für Kinder dieses Alters vor folgenden Hintergründen keinen Sinn:

  • Selten besteht die Möglichkeit, physiologische Steuergrößen, wie Laktat und Herzfrequenz, zu erfassen.
  • Das bewusste Ansteuern einzelner, sich in verschiedenen Intensitätsbereichen wiederfindender Stoffwechselprozesse, ist in diesem Alter und unter Berücksichtigung der inhaltlichen Zielstellung des GLT oft unzweckmäßig.
  • Die Fähigkeit, exakt zwischen mehreren Intensitätsbereichen zu differenzieren, ist in diesem Alter meist noch nicht ausreichend entwickelt.

ACHTUNG
Zu Beginn des GLT können die Sportler meist nur zwischen „locker“ und „schnell“ unterscheiden und entsprechend nicht ausreichend zwischen den einzelnen Intensitätsstufen differenzieren. 

Im Laufe des GLT sollte der Trainer deshalb beim Sportler ein Verständnis für die besondere Aufgabe und Funktion der Trainingssteuerung schaffen. Aus den beiden bisherigen Steuergrößen „schnell“ und „locker“ leiten sich die im weiteren Verlauf zu verwendeten Intensitätsbereiche ab (siehe Abbildung unten). Mit dem langsamen Heranführen des Sportlers an diese, wird die Grundlage für die Trainingssteuerung ab dem ABT geschaffen.

Abschließend dazu ist hervorzuheben, dass in diesem Altersbereich der Trainer die beste Steuergröße des Trainings ist. Durch das Mitlaufen im Crosstraining, Begleiten auf dem Rad oder durch die Vorgabe von Zeiten auf definierten Strecken (unter Berücksichtigung der angestrebten Zielbelastung), lernen die Sportler die Geschwindigkeit so anzupassen, dass die innere Beanspruchung der geforderten Trainingsintensität entspricht.

Im Ergebnis erwirbt der Sportler dadurch die Fähigkeit zur korrekten Selbsteinschätzung und schafft damit die Voraussetzung für eine Übereinstimmung von subjektivem Belastungsempfinden und von durch den Trainer vorgegebener Intensität. Dies ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Leistungsentwicklung. Ein Missverhältnis hingegen ist eine der Hauptgründe für das Ausbleiben gewünschter Anpassungserscheinungen und darüber hinaus von Übertrainingssymptomen.

Richtlinien für die Protokollation im TDSki ab dem ABT:
Um der Umstellung der Intensitätsskala Rechnung zu tragen, erfolgt eine Anpassung des TDSki.
Entsprechend der o.g. Zielstellungen des I1, I2 und I5 sind diese Intensitätszonen auch so im TDSki zu protokollieren. Für die Protokollation der Intensitätsbereiche I3 und I4 wird im TDSki keine Unterscheidung vorgenommen. Das bedeutet, dass ein Training in einer dieser beiden Zonen unter dem Reiter „I3/I4“ protokolliert wird, da die untere Zonengrenze des I3 und die obere Zonengrenze des I4 identisch mit den Zonengrenzen des früheren „EB“ sind. Im Sinne einer schnellstmöglich angestrebten Anpassung der Software und einer Vergleichbarkeit mit älteren Trainingsdaten („EB“) werden also die Intensitätsbereiche I3 und I4 zusammengefasst. Ein separates Protokollieren von I3 und I4 würde hier zwar eine Unterscheidung der gewählten Trainingsmethode ermöglichen, hätte jedoch zur Folge, dass das gesamte Programm aufwendig umprogrammiert werden müsste, da ein zusätzlicher Intensitätsbereich dazu kommen würde. Im Zuge der ständigen Weiterentwicklung der Software, soll dies jedoch zukünftig Berücksichtigung finden, worüber zu gegebenen Zeitpunkt informiert wird.
Die Möglichkeit, in den verschiedenen Intensitätsbereichen ein separates Erfassen kraft-orientierter Ausrichtungen des Trainings vorzunehmen, bleibt weiterhin bestehen (I2 (K), I3/I4 (K) und I5 (K)). Unter (K) werden also jene Einheiten protokolliert, die im jeweiligen Intensitätsbereich einen bestimmten Kraftaspekt (Kraftausdauer oder Schnellkraft) fokussieren. Dies kann zum einen geschehen durch Training am Berg (erhöhte Widerstände) sowie das Laufen in Teiltechniken oder zum anderen durch schnellkräftige Schrittsprünge mit oder ohne Stöcke.
Wie gehabt werden Wettkämpfe weiterhin auch als solche protokolliert (WK).

Hier geht's zur Trainingsdatenprotokollations-Software IDA Skilanglauf.

Was muss ich beachten, wenn ich die anaerobe Ausdauerleistungsfähigkeit meiner Athleten entwickeln will?

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Welche Orientierungswerte zur Bewertung der Ausdauerleistungsfähigkeit gibt es?

Hier geht's zur Übersicht...

Weiterführende Literatur in

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