Die Rahmentrainingskonzeption (RTK) - Orientierungen für die erfolgreiche Entwicklung junger Sportler
Der Weg bis an die Spitze des Sports ist nicht immer leicht und es bedarf viel Fleiß, Geduld und Mühe ihn zu beschreiten. Klar ist jedoch, dass nur dann das Ziel erreicht werden kann, wenn es gelingt das individuelle Leistungspotenzial voll auszuschöpfen. Das bedeutet auch, dass verschiedene Sportler auf unterschiedlichen Wegen ans Ziel gelangen können. Die Erfahrungen zeigen jedoch, dass diese Wege zumindest in die gleiche Richtung verlaufen müssen und entscheidende Etappenorte nicht ausgelassen werden können. Vor diesem Hintergrund sollte diese Rahmentrainingskonzeption verstanden werden. Sie soll eine Orientierung geben, wie ein geeigneter langfristiger Entwicklungsverlauf ab der U13 bis zum Hochleistungsbereich sichergestellt werden kann. Mit der Absicht, die Sportler auf die Anforderungen des Skilanglaufs vorzubereiten, geht es besonders darum, alle notwendigen Leistungsvoraussetzungen zu berücksichtigen und diese in einer sinnvollen Abfolge auszubilden. Dabei ist es wichtig, die richtigen Fertigkeiten zum richtigen Zeitpunkt zu entwickeln; also sensible Phasen zum Erwerb bestimmter Voraussetzungen so zu nutzen, dass das optimale Entwicklungspotenzial ausgenutzt werden kann. Um dabei das Training bestmöglich dem Entwicklungsstand der Sportler anzupassen, sollten der Trainingszustand und das biologische Alter an dieser Stelle eine wichtigere Rolle einnehmen als das kalendarische Alter. Es reicht hier nicht aus, Trainingsinhalte, -methoden und -ziele aus dem Hochleistungsbereich einfach auf die vorgelagerten Ausbildungsetappen zu übertragen.
Die Sportlerpersönlichkeit als Grundvoraussetzung für Erfolg
Neben einer trainingsmethodischen Orientierung soll die RTK auch als Vermittler wichtiger Bausteine persönlichkeitsfördernden Handelns für Trainer und Sportler gelten. Das bedeutet, dass auch „weiche“ Faktoren, also Persönlichkeitseigenschaften, als wesentliche Leistungsvoraussetzungen für eine positive sportliche Entwicklung erkannt werden. Eines der wichtigsten Ziele im langfristigen Leistungsaufbau (LLA) stellt daher die Ausprägung von Charaktereigenschaften dar, die einen erfolgreichen Langläufer kennzeichnen. Hierzu zählen Fleiß, Ehrgeiz und Engagement ebenso wie Geduld, Fairness, Freude an der Bewegung, innere Motivation und der Wille, viel und hart zu trainieren. Besonders in den Anfangsjahren der sportlichen Laufbahn sind die Ergebnisse mehr als nur von der erbrachten Leistung abhängig. Unterschiedliche biologische Entwicklungsstände und damit verbundene unterschiedliche Trainierbarkeiten sorgen dafür, dass Trainingseffekte nicht immer in Form von positiven Wettkampfresultaten sichtbar werden. Eine Leistungsbewertung einzig am Wettkampfergebnis verfälscht oft das Bild und erschwert die objektive Einschätzung der Potenziale junger Sportler. An dieser Stelle ist Geduld und Beharrlichkeit gefragt sowie das Gespür der Trainer, die Trainingsziele so zu formulieren, dass es gelingt, Leistungsfortschritte sichtbar zu machen und somit Erfolgserlebnisse für die Athleten zu organisieren. Schafft es der Trainer gemeinsam mit dem Sportler individuelle Entwicklungsziele zu erreichen, so ist dies auch in Zeiten in denen gewünschte Wettkampfresultate ausbleiben, ein wichtiger Baustein, um eine hohe Eigenmotivation der Sportler zu erreichen. Diese sollte der Hauptantrieb der Sportler sein. Eine wesentliche Aufgabe von Trainern und Betreuern muss also sein, von Beginn an die Begeisterung für den Skilanglauf beim Sportler zu entfachen und diese ständig zu fördern. Nur dann wird es möglich sein, dass sich die Sportler den notwendigen Belastungsanforderungen mit Fleiß und Ehrgeiz stellen.
Weiterhin muss es das Ziel sein, den Athleten im Laufe ihrer sportlichen und persönlichen Entwicklung zu eigenverantwortlichem Handeln zu verhelfen. Wollen die Sportler einmal Spitzenleistungen erzielen, müssen sie verinnerlichen, dass sie selbst die Hauptverantwortung für ihre eigene sportliche Leistung tragen und Trainer sowie Betreuer auf diesem Weg hilfreiche Partner sind.
Durch die Vermittlung von Fachwissen sollen die jungen Sportler in allen Bereichen des Langlaufsports Kenntnisse erlangen, die zu einem optimalen und eigenverantwortlichen Training beitragen. Dazu zählen Informationen zu einer sportgerechten Lebensweise und zur Dopingprävention (das e-learning-Portal der NADA bietet hierfür eine ausgezeichnete Platform), das Wissen über Schnee- und Skibeschaffenheit sowie Grundlagen der Skipräparation. Der wichtigste Punkt ist jedoch das Vermitteln trainingsmethodischer Grundkenntnisse. Hierdurch kann der Sportler ein Grundverständnis darüber erlangen, warum bzw. wie Training funktioniert. Dabei ist es wichtig, dass der Athlet lernt, auf das eigene Belastungsempfinden zu hören und beobachtet, wie der eigene Körper auf Belastungen reagiert. Diese Einschätzung der eigenen Verfassung ist wichtiger Bestandteil, um das individuelle Belastungsmaß optimal zu steuern. Dies wird allerdings nur möglich sein, wenn sich Athlet und Trainer auf Augenhöhe und mit Respekt vor der anderen Person begegnen. Um dies zu erreichen, sind beide Parteien gleichermaßen gefordert. Der „mündige Sportler“ sollte sich einerseits führen und beraten lassen, andererseits aber auch Mitsprache einfordern um schlussendlich im Seniorenbereich gemeinsam in der Diskussion die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nur durch diesen Dialog wird es möglich sein im weiteren Verlauf des LLA das Training individuell so anzupassen, dass die richtigen Trainingsinhalte, die richtige Belastung und entsprechende Belastungssteigerungen gewählt werden können.
Die Entwicklung von Sozialkompetenz auf der einen und Trainingsintelligenz auf der anderen Seite sollte im Entwicklungsprozess junger Sportler als eine der wichtigsten Kernaufgaben verstanden werden.
Aufgabe des Trainers
Die Hauptaufgabe des Trainers ist es, die oben genannten „weichen“ Faktoren als wesentliche Leistungskomponenten zu verstehen und dementsprechend den Entwicklungsprozess des Sportlers in allen Ausbildungsetappen so zu prägen, dass sich „mündige“ Sportler entwickeln können, die in der Lage sind eigenständig, motiviert und intelligent zu trainieren.
Hier sind menschliche und sportfachliche Kompetenzen ebenso gefragt, wie pädagogisches Knowhow, Motivations- und Teamfähigkeit. Für die bestmögliche Entwicklung der Athleten sollte der Trainer alle notwendigen Partner in den Entwicklungsprozess mit einbeziehen, um zusammen mit diesem Team die unterschiedlichen Zielstellungen zu erreichen. Hierzu zählt natürlich das Entwickeln eines leistungssportorientierten Lebenskonzepts. Genauso ist es von Bedeutung, den Sportler für eine gesunde Balance von Ehrgeiz, Zielstrebigkeit und Konsequenz, und einem Privatleben außerhalb des Sports, welches genügend Ablenkung, Ausgleich und andere Herausforderungen bietet, zu sensibilisieren.
Fördersystem Skilanglauf
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